Die gute Dame in einer Schlechten Welt
Ein Prosabuch über eine schlesische Aristokratin, über die man sagte: „die gute Dame“. Sie widmete ihr Leben den anderen. Das Teschener Schlesien verdankt ihr vieles, doch heute erinnert sich kaum jemand an sie. Nur wenige Spuren zeugen von ihrer Existenz. Das kommunistische Nachkriegssystem erschwerte ihr zunächst auf Schritt und Tritt das Leben und löschte sie später aus der Geschichte.
Man nahm ihr alles Materielle, doch bis zum Ende bewahrte sie ihre Würde und hörte nicht auf, sich um andere zu kümmern. Ihr Leben ist ein Zeugnis der Menschlichkeit – unabhängig von den sich wandelnden Zeiten und politischen Systemen.

Der Autor über die „Gute Dame“ im Radio Katowice
Hör dir das Gespräch zwischen Szymon Brandys und Jonasz Milewski beim Radio Katowice (auf Polnisch) an.

Wer war die „gute Dame“?
Gräfin Gabriele von Thun und Hohenstein war eine schlesische Aristokratin, geboren 1872 aus dem Hause Larisch-Mönnich. Ihre Kindheit verbrachte sie im familiären Schloss Groß Kuntschitz (heute Kończyce Wielkie, Polen) in Österreichisch-Schlesien. Schon in der frühesten Lebensphase erlebte sie eine Tragödie: Mit sechs Jahren verlor sie ihre Mutter, zwei Jahre später ihren Vater. Die Erziehung von Gabriele und ihren beiden Schwestern – Henriette und Fanny – übernahm ihr Onkel Ferdinand Deym von Střítež, der in Wien lebte.
Die junge Gräfin erhielt eine sorgfältige Ausbildung, doch war es vor allem ihre Persönlichkeit, die sie von den Mädchen ihres Alters abhob. Sie erregte die Aufmerksamkeit der Kaiserin Sisi, die ihr ihre Freundschaft schenkte.
Nach der Heirat mit dem Offizier der Armee, Felix von Thun und Hohenstein, reiste sie an seiner Seite durch die gesamte österreichisch-ungarische Monarchie. Im Jahr 1900 beschlossen sie, in ihre Heimat zurückzukehren. Genau zu dieser Zeit begann Gabriele ihre wohltätige Tätigkeit.
Sie erlangte schnell Anerkennung durch ihr außergewöhnliches Engagement für Hilfsbedürftige. Jeden Sommer organisierte sie auf dem Gelände des Schlosses in Groß Kuntschitz Picknicks für die örtliche Bevölkerung, bei denen sie zusammen mit ihren Kindern Geschenke und Schulmaterial verteilte. Jahr für Jahr besuchte die ganze Familie im Dezember alle Häuser in der Umgebung und beschenkte die Nachbarschaft mit Nähmaterialien, den Kindern schenkte sie Schuhe. Darüber hinaus gewährte sie allen Personen, die auf ihrem Gut arbeiteten, eine Krankenversicherung, Arztbesuche sowie kostenlosen Transport ins Krankenhaus im Falle eines Notfalls.

Auf ihre Initiative hin entstanden in Teschen das Rote Kreuz, der Freiwillige Rettungsdienst und zahlreiche Vereinigungen, die sich um ledige Mütter, Waisen und Invaliden kümmerten. Sie arbeitete mit deutschen, polnischen und tschechischen Organisationen zusammen, die sich der Pflege der Gräber gefallener Soldaten widmeten, unabhängig von der Armee, in der sie dienten.
Sie war die Hauptsponsorin des Kinderpavillons des Krankenhauses in Teschen. Während des gesamten Ersten Weltkriegs arbeitete sie dort als Krankenschwester und richtete in ihrem Schloss ein Feldlazarett ein.

Nach dem Ende des Krieges nahm sie die polnische Staatsbürgerschaft an. Ein Teil ihres Vermögens blieb auf der tschechoslowakischen Seite der Grenze. Als unternehmungslustige Frau vergrößerte sie ihr Vermögen erheblich.
Sie war Eigentümerin von mehreren Tausend Hektar Feldern, Wäldern und Wiesen sowie von Bergwerken, Industriebetrieben und Mietshäusern. Sie finanzierte mit den Bau von Schulen, Gemeinschaftsräumen und die Renovierung der Häuser ihrer Mitarbeiter mit. Im Jahr 1921 wurde sie mit dem Orden Polonia Restituta ausgezeichnet.


Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bot sie versteckten Polen Unterschlupf und spendete für die polnische Armee. Sie verurteilte Hitlers Taten und nutzte ihren Einfluss, um Häftlinge in den Lagern zu retten.
Im Jahr 1945 wurde sie von der Roten Armee aus ihrem Besitz vertrieben und anschließend von der polnischen kommunistischen Macht enteignet. Ihr gesamter Besitz wurde verstaatlicht und das Schloss in Groß Kuntschitz verwüstet.
In den ersten Monaten fand sie Zuflucht im Schlesischen Krankenhaus in Teschen, wo ihr Dr. Edmund Dalski seine Praxis zur Verfügung stellte, in der sie übernachten konnte. Danach wohnte sie zusammen mit ihren ehemaligen Mitarbeiterinnen Elżbieta und Maria Miksch in einer kleinen Wohnung in der 1.-Mai-Straße 6 in Teschen (heute 3.-Mai-Straße).
Sie lehnte das Angebot ab, nach Österreich zu gehen, wo ihre Kinder und Enkel lebten. Sie erklärte, dass sie bei den Menschen bleiben wolle, denen sie ihr ganzes Leben geholfen habe – ungeachtet der Lebensbedingungen.
Sie starb im Jahr 1957 im Alter von 85 Jahren. Sie war die einzige deutschsprachige Aristokratin, die nach dem Krieg im kommunistischen Teschener Schlesien blieb.
Buchpremiere
In dem malerischen Kończyce Wielkie bei Cieszyn fand die Premiere des Romans „Die gute Dame in einer schlechten Welt“ statt. Das einst Gräfin Gabrieles gehörende Schloss bildete die Kulisse der Buchpremiere.
Die Veranstaltung wurde im Rahmen der vierten Ausgabe der „Teezeit bei der Gräfin“ organisiert. Veranstalter war die Stiftung der Guten Dame aus Kończyce Wielkie.
Die Veröffentlichung des Romans
Das Buch wurde auf Polnisch, Tschechisch und Deutsch veröffentlicht. Hören Sie, was der Autor über Gabriele von Thun und Hohenstein sagt. Die polnisch-, tschechisch- und deutschsprachige Bevölkerung, die seit Jahrhunderten im Teschener Schlesien lebt, verdankt ihr viel.
Über den Autor
Jonasz Milewski ist ein Schriftsteller und Liebhaber menschlicher Geschichten, geboren 1992. Er spürt vergessene Persönlichkeiten auf und erinnert an diejenigen, die dazu beigetragen haben, die Welt wenigstens ein Stück besser zu machen. Im Jahr 2020 veröffentlichte er eine umfangreiche genealogische Publikation über die Familien Latzel und Mojeścik.
Im Jahr 2022 debütierte er in der Belletristik mit dem Roman „Nonkonformista“. Seit 2014 lebt er in Warschau. Der Verlag Latzel ist sein eigenes Projekt.


Die gute Dame in einer schlechten Welt
Titel: Die gute Dame in einer schlechten Welt
Sprache: Deutsch
Autor: Jonasz Milewski
Kategorie: Gesellschafts- und Sittenroman
Seitenzahl: 200
Format: 148 × 210 mm (A5)
ISBN: 978-83-966514-2-6
Einband: Hardcover
Erscheinungsjahr: 2025
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